ENTWURF – SENDLINGER TISCH

Sommer 24

Wir sind zu Gast in Sendling im Süden von München. Im dortigen Großmarkt werden in den frühen Morgenstunden täglich unzählige Tonnen von Lebensmitteln angeliefert, gelagert, gehandelt und für die Verarbeitung in Restaurants und den Verkauf im Einzelhandel umgeschlagen. Dieser gigantische logistische Apparat entspricht als Service-Architektur unserer auf Überfluss basierenden Lebens- und Wirtschaftsweise, verdeutlicht aber auch sinnbildlich die Wichtigkeit frischer Lebensmittel für das Essen und Kochen als kulturelle und soziale Praxis für alle Gesellschaftsschichten gleichermaßen.

Paradoxerweise bildet die Verschwendung, die sich aus dem Überfluss der Märkte ergibt, eine Voraussetzung für Einrichtungen, die Teilhabe für jene ermöglichen, die vom Überfluss sonst ausgeschlossen sind. Städtische Küchen und Versorgungszentren zählen zu den Pionieren sozialer Einrichtungen. Noch heute ermöglichen Institutionen wie die städtischen Tafeln vielen Menschen den Zugang zu frischer Kost und ausgewogener Ernährung. In unmittelbarer Zusammenarbeit mit dem Handel verteilen sie das, was am Ende des Tages aufgrund von Überproduktion oder weil es standardisierten Kriterien nicht entspricht, übrig bleibt, an zahlreiche Einrichtungen. Nicht nur dort entsteht Teilhabe vor allem über das Zusammenkommen. Man trifft sich beim Essen. Aber auch an Ausgabestellen bieten sich trotz realer Stigmata niedrigschwellige Gelegenheiten, den öffentlichen Raum als solchen zu nutzen und der Vereinzelung von Lebensrealitäten entgegenzuwirken.

Der Sendlinger Tisch ist ein städtisches Gebäude, welches das inklusive Potential des Kochens und Essens als gemeinschaftliche und sichtbare öffentliche Praxis auslotet. Wie können Orte aussehen, an denen wir zum Kochen und Essen zusammenkommen? Außerdem werden wir uns vor dem Hintergrund der Lebensmittelverschwendung mit Institutionen beschäftigen, die diejenigen Dinge verteilen und wiederverwerten, die sonst (vermeintlich) übrig sind.

Während der Exkursion nach München werden wir nicht nur den Lebensmittelgroßmarkt in Sendling besichtigen und uns mit der Münchner Tafel und diversen lokalen Akteuren unterhalten sondern auch viele andere Orte besuchen, bei denen Lebensmittel als wichtiges Medium des menschlichen Austauschs im Mittelpunkt stehen. Aber vor allem werden wir: immer gut Essen!

Deutsch oder Englisch auf Hochschulniveau vorausgesetzt.

Lehrende: Prof. Dipl.-Ing. ETH Johanna Meyer-Grohbrügge

Dipl.-Ing. Katharina Volgger

M.Sc. Robert Anton

Erstes Treffen: 17.04.2024

Zeit und Ort: 13:00 L3 | 01 510 (FG EUR)

Exkursion München: Interessierte kommen bitte ebenfalls zum ersten Treffen des Entwurfes!

Verbindliche Anmeldung im Anschluss an Besprechung

Abgabe: 17.07.2024

Titelbild: Les Grandes Tables, Caroline Dutrey